Fire & Ice


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CD32 Games
Reviewer: Matthias F. Kretzler
Hersteller: Graftgold
Vertrieb: Renegade
Genre: Jump'n'Run
Erscheinungsjahr: 1995

JUMP AND RUNs ...
sind lange Zeit die treibende Kraft der Videospielindustrie gewesen. Nintendo hatte seinen italienischen Klemptner Super Mario, Sega hatte Sonic den rasenden Igel. Doch auch für den Amiga erschienen im Laufe der Jahre, wenn auch es kein Maskottchen direkt vom Hersteller gab, viele Spiele dieser Art, die der Konkurrenz aus Japan in Sachen Kultcharakter keineswegs nachstanden. So kennen sicher noch einige das beliebte "Great Giana Sisters" das nicht nur vom Namen her sehr an die "Super Mario Brothers" von Nintendo erinnerte. Vielen wird sicher auch noch das alte "Rainbow Island" in Erinnerung sein, oder die beiden "Zool"-Spiele, derer Nummer zwei übrigens auch für das CD32 umgesetzt wurde. Außerdem gab es da noch die geniale "Turrican"-Trilogie, zu der Chris Hülsbeck einen tollen Soundtrack beisteuerte, sowie Mr Nutz, Soccer Kid, James Pond und viele andere Klassiker. Ein weiterer Bestseller für den A500 sollte 1992 aber das legendäre "Fire & Ice" von Andrew Braybrook werden, das drei Jahre später dann in einer herrlichen ´95er Version für das CD32 neu aufgelegt wurde.

DIE STORY
Wie bei den meisten Spielen dieser Art ist die Story als völlig nebensächlich zu betrachten. Das Hauptaugenmerk liegt letztendlich natürlich auf der Action, die ich gleich noch näher beschreiben werde. Leider wird auf dem CD32 auch kein Intro geboten, und auch im Handbuch steht nichts, was die Vorgeschichte erläutern würde, hier also die nötigsten Informationen: Cool Coyote heißt unser lässiger Held im Spiel und er hat die Aufgabe, von einem Fleck der Erde zu einem anderen zu Reisen, vermutlich um irgendwelche Welpen zu befreien, denn es kommt sehr häufig vor, dass man auf seinem Wege einige dieser putzigen Vierbeiner aufgabelt, die einem dann auf Schritt und Tritt folgen und fleißig mitkämpfen. Cool Coyote tritt seine Reise in der Arktis an, reist von dort aus nach Schottland, in den Atlantischen Ozean über den Amazonas direkt in die Wüste. Vom Ice zum Fire also!

DAS SPIEL...
beginnt direkt mit dem schicken Startbildschirm, auf dem der Held des Spiels, sehr hübsch animiert, auf einem Piano den Titeltrack zum besten gibt. Drückt man die rewind-Taste am Joypad, so gelangt man in ein kleines Optionsmenu, in dem entschieden werden kann, ob man ein normales Spiel wagen, oder zunächst einmal eine der ersten vier Welten rainieren möchte. Desweiteren kann man eine Karte, die zu Beginn eines Levels erscheint, hier ausschalten, wovon jedoch abzuraten ist, da man gerade in den höheren Levels aufgrund der erheblichen Komplexität des Leveldesigns auf einen gewissen Überblick angewiesen ist. Eine dritte, nette Option ist die Möglichkeit, zwischen der neuen CD-Musik oder den alten Chiptunes zu wählen. Letztere lassen Cool Coyote nicht nur im Startbildschirm synchron zur Musik in die Tasten hauen, sie bieten vor allem im Spiel selbst die alten, zur CD-Musik gänzlich verschiedenen Melodien. Ein tolles Gimmick für Kenner der A500-Version! Nun aber zum Spiel selbst. Der Spieler findet nach dem Start seinen Helden sofort in Action auf einem Schneehügel wieder und muss sich bereits hier vor herannahenden Pinguinen und ordinären Möven in Acht nehmen. Gemeinsam mit einem kleinen Welpen beginn er damit, auf diese wirklich unerhört niedlichen Feinde zu ballern, aber nicht mit scharfer Munition, sondern nur mit Schneebällen. Diese sind jedoch so kalt, dass sie die Feinde innerhalb kürzester Zeit völlig einfrieren und diese auch nur langsam wieder auftauen. In der Zwischenzeit versuchen Cool Coyote und sein Kollege, diesen lebendigen Eisblock zu berühren, um ihn damit zu zerschmettern. Auch eine Form der Exekution! Unter Umständen setzt man hiermit auch den Teil eines Schlüssels frei, den der Gegner zuvor bei sich hatte. Ziel jedes Levels ist es, so einen kompletten Schlüssel zusammenzupuzzeln, mit dem sich eine Tür zur nächsthöheren Ebene aufschließen lässt, die am Ende jeder Welt übrigens von einem fiesen Obermotz bewacht wird. Einmal das Tor geöffnet, kann man zusätzlich versuchen, die gefundenen Welpen, die einiges an störrischem Eigenleben offenbaren, durch dieses zu schleusen, um ein zusätzliches Extraleben einzuheimsen.
Ist er ersteinmal in Fahrt gekommen, lässt sich der Coole Coyote auch durch kaum etwas mehr von seiner Mission abhalten. Die Steuerung könnte einen Tick präziser sein, aber auch so ist es nach etwas Übung problemlos möglich, z.B. auf auftauende Schneetreppen zu springen, fiesen Fischen auszuweichen oder am Amazonas auf merkwürdigen Fahrzeugen die Linien eines agressiven Stammes zu durchbrechen.
Um einen Level zu bestehen, bieten sich dem Spieler zahlreiche Extrawaffen, die durch Aufsammeln entsprechender Kugeln aktiviert werden. So kann Cool Coyote seine Gegner beispielsweise anbellen, oder mit Dreifacheisbällen um sich schmeißen. Am besten eignet sich jedoch die Schneeflocke, die die Funktion einer Smartbomb übernimmt. Gewonnen werden kann sie aus schneienden Wolken, einmal ausgelöst, werden sämtliche sich im Bild befindliche Feinde vorübergehend eingefroren. Die Wolken sind jedoch mit Vorsicht zu genießen. Ihr Schneefall kann sich plötzlich schlagartig in ein gefährliches Gewitter verwandeln!

GRAFIK UND SOUND
Die Grafik kann wirklich als ein Traum bezeichnet werden. Helden wie Antihelden sind liebevoll gezeichnet, die Sprites ausnahmslos putzig animiert. Das Scrolling ist sanft und im Hintergrund ist in jeder Welt ein anderes gemäldehaftes Bild zu sehen, das sich anders als der Farbverlauf auf dem A500, auch so richtig schön in alle Richtungen per Paralax bewegt. Die Hardware des CD32 wird damit zwar nicht völlig ausgenutzt, da z.B. auf dem A500 bei Mr. Nutz schon mehr als acht Ebenen hintereinander verliefen, aber die wundervollen Motive machen dieses Defizit wieder wett. Das Medium CD wird dafür beim Soundtrack um so mehr ausgenutzt. Über zwanzig Stücke in Studioqualität und in allen Musikrichtungen bieten einen hervorragenden, vielfältigen Klangteppich mit einem nicht zu unterschätzenden Ohrwurmcharakter. Witzig: Bei einem Gameover erklingt eine verpoppte Version der weltweit bekannten, kindischen Lästermelodie! So etwas bringt den frustrierten Spieler zum Schmunzeln und macht Appetit auf einen zweiten Durchgang.

FAZIT
"Fire and Ice" ist einer dieser Zeitlosen Klassiker. Es ist ein typisches Jump'n'Run Spiel der frühen neunziger Jahre und hat durch die CD32-Neuauflage nicht nur zahlreiche Fans dazugewonnen, sondern seinen Kultstatus fest in der Amigagemeinde verankert. Es ist ein Spiel, das nicht wegen seiner blutigen Action oder seiner gewaltverherrlichenden Inhalte (wobei letztere wohldefiniert werden wollen) Spaß macht, sondern weil es ganz einfach wunderschön ist, weil es ohne Altersbeschränkung allgemein zu empfehlen ist, weil auch Frauen es spielen (wie Nicole Raukamp auf dem Usertreffen in Hamburg) und weil es ganz einfach ein typisches Amiga-Meisterwerk ist, das sich so auf anderen Plattformen nicht zuhause fühlen würde (siehe PC-Version von 1997). Jeder, der es einmal gespielt hat, wird mir das bestätigen. Einen Kritikpunkt habe ich jedoch noch zum Schluß, und das ist der Schwierigkeitsgrad. Leider ist er viel zu hoch. Denn bei jeder Berührung mit einem Gegner verliert Cool Coyote gleich ein ganzes Leben, derer er, aus welchen Gründen auch immer, nur maximal zehn Stück besitzen kann. So war es mir bislang vergönnt, dieses Stück Software durchzuspielen und ungeübte Spieler werden ohnehin schnell den Mut verlieren und zu "Fire&Ice" eine Art Hassliebe entwickeln. Da hilft nur immer wieder üben - oder endlich einen Cheat für die CD32-Version finden...
Sammlerinformationen
Die meisten Titel wurden in einem Jewel-Case veröffentlicht, inclusive einer passenden Anleitung, die gleichzeitig als Front-Cover dient.
Dieser Absatz dient dazu, einen von diesem Standard abweichenden Lieferumfang zu dokumentieren - da er aber sehr neu ist, fehlen die passenden Informationen noch größtenteils.

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